|
Vortrag
Harfen und »Harfen« in den Quellen Nordeuropas
Der Vortrag thematisiert die Problematik des H-Wortes in den nordischen
Ländern. Hierzu muss man wissen, dass sämtliche Varianten des Wortes »harpa« in den nordischen
Sprachen in einer wesentlich breiteren Bedeutung verwendet wurden (und z. T. immer noch
verwendet werden) als in der modernen Organologie seit Hornbostel und Sachs. Somit impliziert
das jeweilige Wort, das in deutschen Übersetzungen stets als »Harfe« wiedergegeben wird, nur
selten mehr als »irgendein Saiteninstrument« und sollte immer kritisch im Kontext des jeweiligen
Narrativs interpretiert werden. Das älteste archäologische Objekt des nordischen Mittelalters, auf dem das H-Wort in Runen
eingeritzt ist, ist ein Stimmschlüssel, der 1999 ausgegraben wurde. Allgemein wird angenommen,
dass es sich um einen Stimmschlüssel für Leier handelt, da man zahlreiche mittelalterliche
Leierreste in Skandinavien ausgegraben hat, jedoch bislang keine mittelalterliche Harfe sensu stricto.
Im Vortrag wird das Vorkommen des H-Wortes in literarischen Quellen einschließlich lateinischer
Geschichtsschreibung (Saxo Grammaticus, Olaus Magnus u. a.), altnordischer Skaldendichtung,
mittelalterlicher Sagas und einiger »mittelalterlicher« Balladen in Bezug auf dessen rhetorische,
symbolische und erzählerische Funktion besprochen. Auch die ikonographischen Harfenmotive im Norden (Gunnar in der Schlangengrube, aber auch
andere Motive) lassen sich am besten im Kontext der literarischen und politischen Entwicklungen
der jeweiligen Zeit verstehen. Hierzu werden einige Hypothesen vorgestellt und diskutiert.
|
Dr. Josef Berger
Geboren 1979 in der Tschechoslowakei, aufgewachsen in Deutschland. Ursprünglich Studium der
Biologie (Abschluss: Dipl. Biol.) an der Universität Würzburg, danach Promotion in Biologie
(Abschluss: Philosophiae Doctor) an der Universität Lund in Schweden.
Parallel dazu aus intellektueller Neugierde heraus Studium diverser Sprachen an mehreren
Universitäten (u. a. Spanisch, Schwedisch und Dänisch) sowie weiterer Sprachen
im Selbststudium (u. a. Finnisch und Madagassisch). Anschließend Studium der Germanistik
(Abschluss: Bachelor of Arts), weiterführendes Studium moderner sprachwissenschaftlicher Methoden
(u. a. Textanalyse), zuletzt schwedisches Lehramtsexamen (Abschluss: Master of Science)
an der Universität Lund. Seitdem als Lehrer in der Erwachsenenbildung tätig.
Seit 1999 Harfenspieler mit naturwissenschaftlich-akribischem, an Besessenheit grenzendem
Interesse für die Geschichte der Harfe und verwandter Zupfinstrumente in ihrem sprachlichen und
kulturellen Kontext mit Schwerpunkt Mittel- und Nordeuropa. Außerdem Gründer des Nordischen
Harfentreffens (www.nordic-harp-meeting.eu),
welches seit 2008 zwischen Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark zirkuliert.
|